KI-basierte Diagnoseunterstützung bei Seltenen Erkrankungen am Beispiel der Seltenen Erkrankung Leukodystrophie (Leuko-Expert)

Ressortforschung im Handlungsfeld „Digitalisierung“, Förderschwerpunkt „Digitale Innovationen“

Nervenzelle - KI-basierte Diagnoseunterstützung bei Seltenen Erkrankungen am Beispiel der Seltenen Erkrankung Leukodystrophie

Motivation

Seltene Erkrankungen (SE) betreffen vergleichsweise wenige Menschen. Diese Erkrankungen bilden dabei eine sehr heterogene Gruppe von zumeist komplexen Krankheitsbildern, die häufig chronisch verlaufen. Da es mehr als 6.000 bekannte unterschiedliche SE gibt, ist die Gesamtzahl der Betroffenen trotz der Seltenheit einzelner SE vergleichsweise hoch. Allein in Deutschland leben Schätzungen zufolge etwa vier Millionen Menschen mit einer SE, in der gesamten EU geht man von 30 Millionen Menschen aus. Häufig werden SE nicht, falsch oder mit langer Verzögerung diagnostiziert, mit Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf und Lebensstandard der Patientinnen und Patienten. Ein Beispiel für einer solche Erkrankung ist die sog. Leukodystrophie, eine Gruppe genetisch bedingter Stoffwechselerkrankungen.

Ziele und Vorgehen

Am Beispiel der Leukodystrophie soll im Rahmen des Projekts Leuko-Expert eine auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Diagnoseunterstützung entwickelt und getestet werden. Dabei sollen Methoden des maschinellen Lernens eingesetzt werden, um auf Basis von Daten wie beispielsweise Bildern, klinischen oder genetischen Daten eine schnellere und gezieltere Diagnostik zu ermöglichen. Auf Basis bereits erhobener Daten wie z. B. MRT-Aufnahmen, genetischen und klinischen Untersuchungen werden Algorithmen entwickelt, die in einem Expertensystem zur Diagnostik unterstützend verwendet werden. Es wird dazu eine Personal Health Train Infrastruktur adaptiert. Diese Infrastruktur nutzt die zu entwickelnden Algorithmen, die die Daten getrennt nach ihrem Typ (z.B. spezifisch für MRT) und Standort auswerten und anschließend bewerten. So wird ein integratives Modell erstellt, das als Basis für die Diagnoseunterstützung weiterer Patienten herangezogen werden und klinikübergreifend angewendet werden kann.

Perspektiven für die Praxis

Mit den technologischen Neuerungen im Bereich der medizinischen Bildgebung und den Entwicklungen im Bereich des maschinellen Lernens wird es möglich, behandelnde Ärztinnen und Ärzte bei der Diagnostik zu unterstützen und ggfs. Expertinnen und Experten im nationalen und internationalen Kontext in die Behandlung einzubeziehen. Betroffene erhalten so schneller Gewissheit über ihre Erkrankung und können für eine geeignete Behandlung an spezialisierte Fachleute in entsprechende Zentren vermittelt werden. Außerdem besteht das Potenzial, die Methode des maschinellen Lernens auch auf weitere Erkrankungen zu übertragen.

Ergebnisse

Im Rahmen des Projekts wurde ein Register an den beteiligten klinischen Standorten Aachen, Leipzig und Tübingen aus technischer, organisatorischer und regulatorischer Sicht etabliert. In dieses Register werden systematisch Daten über Patientinnen und Patienten mit Leukodystrophien und deren Diffe-rentialdiagnosen eingepflegt. Bislang sind Daten von mehr als 900 Patientinnen und Patienten in dem Register verfügbar. Diese multimodalen Daten wurden an den klinischen Standorten mit eigens programmierten Analyseprogrammen ausgewertet. Dabei kam die Personal Health Train Infrastruktur für die verteilte Analyse zum Einsatz: Daten aus Aachen, Leipzig und Tübingen wurden an ihrem ursprünglichen Ort belassen, auch um den Datenschutz gewährleisten zu können. Um die Daten dennoch analysieren zu können, wurde die Analyseaufgabe zu den Daten „gebracht“ und dort ausgewertet, ähnlich wie ein Zug, der in einen Bahnhof einfährt. Die Analyseaufgabe wurde also verteilt und nicht zentral bearbeitet. Auf dieser Grundlage wurden KI-Modelle für die strukturierten Symptomdaten, die MRT-Bilder und die genetischen Befunde entwickelt und getestet. Die Ergebnisse sind vielversprechend, insbesondere für die Bereiche der Symptomdaten (84% Genauigkeit) und genetischen Befunde (96% Genauigkeit). Dagegen sind die MRT-Daten hochgradig heterogen, was Einfluss auf die Leistung der daraus abgeleiteten KI-Modelle hat. Hier ist eine Weiterentwicklung notwendig.

Verwertung

Mit den technologischen Neuerungen im Bereich der medizinischen Bildgebung und den Entwicklungen im Bereich des maschinellen Lernens wird es möglich, behandelnde Ärztinnen und Ärzte bei der Diagnostik zu unterstützen und gegebenenfalls Expertinnen und Experten im nationalen und inter­nationalen Kontext in die Behandlung einzubeziehen. Betroffene erhalten so schneller Gewissheit über ihre Erkrankung und können für eine geeignete Behandlung an spezialisierte Fachleute in entsprechende Zentren vermittelt werden. Der Leuko-Expert-Advisor wird gerade im Folgeprojekt PILEA getestet.

Zusätzlich besteht das Potenzial, die Methode des maschinellen Lernens auch auf weitere Erkrankungen zu übertragen. Das entwickelte integrative Modell, das als Basis für die Diagnoseunterstützung dient, kann für weitere Patientinnen und Patienten herangezogen und klinikübergreifend angewendet werden.

Fakten zum Projekt

Projektleitung

Hochschule Mittweida
Prof. Toralf Kirsten
Technikumplatz 17
09648 Mittweida

Projektlaufzeit

01.10.2020 bis 10.02.2024

Das Projekt ist Teil des Förderschwerpunkts „Digitale Innovationen für eine patientenzentrierte Gesundheitsversorgung“.

Projektbeteiligte

  • Universität Leipzig

  • Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

  • Universitätsklinikum Aachen

  • Eberhard-Karls-Universität Tübingen

  • Technische Universität Dresden

  • Institut für Digitale Technologien gGmbH

Ansprechperson

Dr. Mario Paterno
DLR Projektträger
projekttraeger-bmg(at)dlr.de

Stand: 10. Februar 2024

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