Finanzentwicklung der GKV im 1. Quartal 2025

Die 94 gesetzlichen Krankenkassen haben in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres einen Überschuss in Höhe von 1,8 Milliarden Euro erzielt.

20. Juni 2025
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Finanzielle Entwicklung in der gesetzlichen Krankenversicherung im 1. Quartal 2025

Die Finanzreserven der Krankenkassen betrugen zum Quartalsende rund 3,6 Milliarden Euro. Dies entspricht 0,1 Monatsausgaben und somit nur der Hälfte der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve in Höhe von 0,2 Monatsausgaben. Die Überschüsse der Krankenkassen dienen damit vorrangig der Auffüllung ihrer Finanzreserven auf das gesetzliche Mindestniveau.

Die guten Zahlen täuschen. Der Überschuss der gesetzlichen Krankenkassen im ersten Quartal 2025 dient ausschließlich zum Auffüllen der niedrigen Reserven und ist kein Zeichen für eine sich entspannende Finanzsituation in der GKV. Im Gegenteil: Auch in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 sind die Ausgaben wieder deutlich stärker als die Einnahmen gewachsen. Das erhöht den Druck auf die Zusatzbeiträge mit Blick auf das kommende Jahr und unterstreicht den Handlungsbedarf: Zur Stabilisierung der GKV-Finanzen ist ein Paket aus kurzfristigen Maßnahmen sowie strukturellen Reformen erforderlich. Eine Expertenkommission wird Vorschläge erarbeiten, auf deren Basis die Beitragssätze dauerhaft stabilisiert werden sollen. Diese Vorschläge sollen deutlich früher vorliegen als im Koalitionsvertrag vorgesehen. Parallel werden wir zügig mit der Erarbeitung von Strukturreformen beginnen, um die Weichen für eine langfristige Stabilisierung der GKV-Finanzen zu stellen.

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken

Den Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen in Höhe von 88,3 Milliarden Euro standen Ausgaben in Höhe von 86,5 Milliarden Euro gegenüber. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten verzeichneten bei einem Anstieg der Versichertenzahlen von 0,1 Prozent einen Zuwachs von 7,8 Prozent. Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz entsprach Ende März 2,92 Prozent und lag damit deutlich oberhalb des Ende Oktober 2024 für das Jahr 2025 bekanntgegebenen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes von 2,5 Prozent. Viele Krankenkassen sind gezwungen, einen höheren Zusatzbeitragssatz zu erheben, als zur Deckung der laufenden Ausgaben nötig wäre, um so ihre im vergangenen Jahr aufgrund der unerwartet hohen Ausgabendynamik stark gesunkenen Finanzreserven auf das gesetzlich vorgeschriebene Mindestniveau aufzufüllen.

Unterschiedliche Finanzentwicklung nach Krankenkassenarten

Die Ersatzkassen erzielten einen Überschuss von 755 Millionen Euro, die Ortskrankenkassen von 460 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen von 287 Millionen Euro, die Innungskrankenkassen von 191 Millionen Euro und die Knappschaft in Höhe von 144 Millionen Euro. Die nicht am Risikostrukturausgleich teilnehmende Landwirtschaftliche Krankenkasse verbuchte einen Überschuss von 5 Millionen Euro.

Ergebnis des Gesundheitsfonds

Der Gesundheitsfonds, der zum Stichtag 15. Januar 2025 über eine Liquiditätsreserve von rund 5,7 Milliarden Euro verfügte, verzeichnete im 1. Quartal 2025 ein Defizit von 4,5 Milliarden Euro. Der größere Teil dieses Defizits ist saisonüblich: So fließen die Ausgaben des Gesundheitsfonds als monatliche Zuweisungen in konstanter Höhe an die Krankenkassen, während die Einnahmen unterjährig erheblich schwanken und insbesondere im 4. Quartal aufgrund der Verbeitragung von Jahressonderzahlungen wie dem Weihnachtsgeld höher ausfallen.

Die Beitragseinnahmen (ohne Zusatzbeiträge) stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,0 Prozent. Verantwortlich für die starke Einnahmenentwicklung im 1. Quartal sind insbesondere die deutlich gestiegenen beitragspflichtigen Löhne und Gehälter. Zwischen Ende 2022 und Ende 2024 konnten Arbeitgeber ihren Beschäftigten steuer- und beitragsfreie Inflationsausgleichsprämien gewähren, die nun vielfach durch höhere reguläre – und damit beitragspflichtige – Lohnsteigerungen abgelöst werden.

Entwicklungen bei den Ausgaben

Die Krankenkassen verzeichneten im 1. Quartal 2025 einen weiterhin sehr dynamischen Anstieg der Leistungsausgaben und Verwaltungskosten von 7,8 Prozent. Die Leistungsausgaben stiegen dabei um 7,9 Prozent und damit nur etwas weniger stark als im Jahr 2024 und weiterhin deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Die Verwaltungskosten stiegen um 5,8 Prozent. In absoluten Zahlen stiegen die Leistungsausgaben der Krankenkassen im 1. Quartal um 6,0 Milliarden Euro und die Verwaltungskosten um 177 Millionen Euro.

Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen sind im 1. Quartal um 9,5 Prozent bzw. 2,4 Milliarden Euro gestiegen und stellen damit einen ganz maßgeblichen Treiber der hohen Ausgabendynamik dar. Ursächlich für die hohe Ausgabendynamik sind vor allem hohe Vergütungssteigerungen, wohingegen sich die vollstationären Fallzahlen gemäß vorläufiger Daten im ersten Quartal leicht rückläufig entwickeln. Die für die Vergütungsanpassungen der somatischen und psychiatrischen Krankenhausbehandlungen zentralen Veränderungswerte betragen für 2025 +4,41 Prozent. Zusätzlich ergeben sich aus der Refinanzierung der Tarifkostensteigerungen des Jahres 2024 erhebliche Mehrbelastungen für die GKV in 2025. Die Aufwendungen für somatische und psychiatrische Krankenhausbehandlungen ohne ambulante Operationen und Pflegepersonalkosten wachsen um insgesamt 7,4 Prozent bzw. 1,4 Milliarden Euro. Abermals sehr hohe Zuwächse von 14,3 Prozent bzw. 765 Millionen Euro werden bei den Pflegepersonalkosten verzeichnet. Die Aufwendungen für Ambulante Operationen nach AOP-Katalog und Hybrid-DRG-Katalog wachsen insgesamt um 60,8 Prozent bzw. 162 Millionen Euro. 

Die Aufwendungen für die Versorgung mit Arzneimitteln stiegen um 6,1 Prozent bzw. 826 Millionen Euro. Innerhalb der Arzneimittel verzeichnen die Aufwendungen für Arzneimittel im Rahmen der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung deutlich überdurchschnittliche Zuwächse (+29,7 Prozent bzw. +187 Millionen Euro).

Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen sind im 1. Quartal um 7,0 Prozent bzw. 874 Millionen Euro gestiegen. Bezogen auf das jeweils erste Quartal stellt dies das stärkste Wachstum seit über 10 Jahren sowie eine leichte Beschleunigung gegenüber der Dynamik im Gesamtjahr 2024 (+6,7 Prozent) dar. Für die weiterhin hohe Rate ist unter anderem entscheidend, dass für den bundeseinheitlichen Orientierungspunktwert wie bereits für 2024 ein gegenüber dem langjährigen Durchschnitt höherer Anstieg um +3,85 Prozent vereinbart wurde. Innerhalb des Bereichs entwickeln sich die Aufwendungen für ambulante Operationen (gem. AOP-Katalog sowie Hybrid-DRG-Eingriffe) mit einem Wachstum von rund 16,1 Prozent bzw. 104 Millionen Euro dynamischer als der Gesamtbereich. Auch die Aufwendungen für spezielle Versorgungsformen (Behandlung in Hochschulambulanzen, ambulante spezialfachärztliche Versorgung, integrierte Versorgung, spezialisierte ambulante Palliativversorgung und Versorgung in Selektiverträgen) zeigen mit +13,2 Prozent bzw. +213 Millionen Euro ein überdurchschnittliches Wachstum. Demgegenüber wachsen die übrigen Konten dieses Bereichs mit +5,41 Prozent bzw. +556 Millionen Euro moderater. Bei der Interpretation der Aufwüchse ist zu berücksichtigen, dass die Buchungen im ärztlichen Bereich im ersten Quartal stets maßgeblich von Schätzungen geprägt sind, da Abrechnungsdaten für den betrachteten Zeitraum noch nicht oder nur in sehr geringem Umfang vorliegen.

Ein stark überdurchschnittliches Wachstum verzeichnet insbesondere der Bereich medizinische Behandlungspflege (bisher als „Behandlungspflege/häusliche Krankenpflege“ bezeichnet) mit 13,8 Prozent bzw. 344 Millionen Euro, in dem sowohl die außerklinische Intensivpflege (+15,1 Prozent bzw. +131 Millionen Euro) als auch die Behandlungspflege (+13,2 Prozent bzw. +214 Millionen Euro) sehr hohe Wachstumsraten aufweisen.

Stark gestiegen sind die Ausgaben im Bereich der Schutzimpfungen mit einem Plus von 14,4 Prozent bzw. 104 Millionen Euro, welches vor allem durch die hohen Aufwüchse bei den Impfstoffen für Schutzimpfungen als GKV-Regelleistungen (+15,1 Prozent bzw. +87 Millionen Euro) bedingt ist und in Verbindung mit neuartigen RSV-Impfungen stehen dürfte. Die Ausgaben für Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen entwickelten sich mit einer Steigerungsrate von 9,1 Prozent bzw. 102 Millionen Euro weiterhin sehr dynamisch und weisen nach den pandemiebedingten Einbrüchen der vergangenen Jahre schon seit 2022 eine überdurchschnittliche Dynamik auf. Bestimmend für die Dynamik waren neben dem größten Teilbereich stationäre Anschlussrehabilitation (+9,7 Prozent bzw. +55 Millionen Euro) die Aufwüchse für stationäre Rehabilitationsleistungen (+13,9 Prozent bzw. +24 Millionen Euro).

Endgültige Jahresrechnungsergebnisse für 2024

Nach den endgültigen Jahresrechnungsergebnissen für 2024 erzielten die gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr ein Defizit von rund 6,6 Milliarden Euro. In den vorläufigen Rechnungsergebnissen für das 1. bis 4. Quartal hatten die Krankenkassen auf Basis noch unvollständiger Abrechnungsdaten noch ein Defizit von 6,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Insbesondere der Anstieg der Leistungsausgaben hat sich mit 8,2 Prozent gegenüber den vorläufigen Rechnungsergebnissen (+8,1 Prozent) nochmals leicht beschleunigt.

Weitere Entwicklung

Bei der Interpretation der Daten des 1. Quartals 2025 ist grundsätzlich zu berücksichtigen, dass die Ausgaben in vielen Leistungsbereichen, insbesondere bei Ärzten und Zahnärzten, von Schätzungen geprägt sind, da Abrechnungsdaten häufig noch nicht oder nur teilweise vorliegen. Daher sind die Rechnungsergebnisse des 1. Quartals noch mit Vorsicht zu interpretieren. Die Finanzergebnisse für das 1. Halbjahr 2025 werden Ende August vorliegen.

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