Studie zur Krankenhausreform: höherer Erfolg bei komplizierten Behandlungen in spezialisierten Zentren

22. Juni 2023

Werden komplizierte medizinische Behandlungen ausschließlich in dafür spezialisierten Kliniken durchgeführt, verbessert sich die Versorgungsqualität und häufig auch die Wahrscheinlichkeit mehr Leben zu retten, etwa bei Schlaganfällen und Krebserkrankungen.

Vorschaubild der Fünften Stellungnahme der Regierungskommission

Fünfte Stellungnahme der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung

Zu diesem Schluss kommt eine Potenzialanalyse der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Anhand von Fallbeispielen hat die Regierungskommission untersucht, wie sich Spezialisierung und Erfahrung auf den Erfolg der Krankenhausbehandlung auswirken.

Die Studie bestätigt den Kern der Krankenhausreform. Qualität rettet Leben. Die Krankenhausreform wird zehntausende Menschenleben retten pro Jahr. Insbesondere bei der Versorgung von Krebs- und Herz-Kreislauf-Patienten. Wir werden daher bei den Qualitätszielen keine Kompromisse machen. Im Gegenzug müssen die Kliniken gut bezahlt werden, die ihre Patientinnen und Patienten auch gut behandeln. Wir brauchen eine gute und schnell erreichbare Grundversorgung. Aber nicht jedes Haus muss auch jede medizinische Behandlung anbieten. Komplizierte Eingriffe sollten ausschließlich in spezialisierten Kliniken und durch sehr gut qualifizierte Mediziner erfolgen! Das verbessert Behandlungsqualität und letztlich auch die Überlebens- und Genesungschancen der Patientinnen und Patienten.

Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach

Deutschland hat im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn eine einzigartig hohe Dichte an Krankenhäusern und Krankenhausbetten. Damit haben wir ideale Voraussetzungen, auch nach der von der Regierungskommission empfohlenen Konzentration der Behandlungen auf erfahrene Kliniken, flächendeckend und engmaschig eine exzellente Versorgung anzubieten. Die von der Regierungskommission durchgeführte wissenschaftliche Potenzialanalyse hat gezeigt, dass im gegenwärtigen System Krebs- und Schlaganfall-Patientinnen und ‑Patienten früher sterben als nötig, weil zu viele Krankenhäuser diese Behandlungen durchführen.

Prof. Tom Bschor, Leiter und Koordinator der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung

Für die Potenzialanalyse wurden relevante Krankheiten und Eingriffe ausgewählt, für die ausreichend Daten und Studien zur Verfügung stehen: Krebs, Schlaganfall und Endoprothetik (Künstlicher Gelenkersatz).

Die Grundlage der Studie bildeten Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung, Daten aus den Qualitätsberichten der Krankenhäuser sowie Daten von medizinischen Registern und Fachgesellschaften.

Die Analysen wurden unterstützt durch eine Kooperation mit dem GKV-Spitzenverband (GKV-SV), dem AOK Bundesverband, dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO). Berücksichtigt wurden bei der Analyse die Strukturqualität und die Erreichbarkeit der Häuser.

Die Ergebnisse im Detail

Für Krebs

  • Würden alle Krebspatienten zur Erstbehandlung in zertifizierten Zentren versorgt, könnten pro Jahr 20.404 Lebensjahre gerettet werden.
  • Brustkrebspatientinnen haben einen fast 25 Prozent höheren Überlebensvorteil bei Erstbehandlung in einem zertifizierten Zentrum. Allein beim Brustkrebs könnten jährlich ca. 3.800 Lebensjahre gewonnen werden, würden alle Frauen in zertifizierten Brustkrebszentren behandelt.
  • Eine bessere Versorgungsqualität ist in der bestehenden Krankenhausstruktur zu schaffen. Über die Hälfte der Bevölkerung erreicht z.B. ein zertifiziertes Darm- oder Brustkrebszentrum vom eigenen Wohnort in deutlich unter 20 Minuten.

Für Schlaganfall

  • Würden alle Patientinnen und Patienten nach einem Schlaganfall in einem Krankenhaus mit Stroke-Unit behandelt werden, könnten zusätzlich rund 5.000 Menschen den Schlaganfall im ersten Jahr überleben.
  • Würden Schlaganfall-Patienten nur noch in Kliniken mit Stroke-Units gebracht, würde sich die durchschnittliche Fahrzeit insgesamt um nicht einmal 2 Minuten verlängern.

Für Endoprothetik

  • Würden Hüft- und Kniegelenke nur noch in spezialisierten Kliniken ersetzt, könnten 397 bzw. 212 Revisionsoperationen pro Jahr vermieden werden.
  • Nur jede dritte Klinik, die die Operationen durchführt, bringt gegenwärtig genug Erfahrung (gemessen an einer moderat festgesetzten Mindestfallzahl) für Knie-Totalendoprothesen mit. Für Hüftoperationen ist es nur jede vierte.
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