Drei Fragen zur DiVA-Testung im Bereich Migräne

Herr Prof. Dr. Göbel ist Neurologe, Psychologe, Schmerztherapeut, Psychotherapeut sowie Gründer und Geschäftsführer der Schmerzklinik Kiel. Er berichtet über seine Motivation und Erfahrungen aus der DiVA Testung Kopfschmerz/Migräne.

Kurzbiografie

Prof. Dr.med. Dipl.-Psych Hartmut Göbel hat an den Universitäten Bamberg, München, Regensburg, Bridgetown und Würzburg das Studium der Humanmedizin und der Diplom-Psychologie absolviert. Im Jahre 1985 schloss er die Diplomprüfung für Psychologie und im Jahre 1986 das medizinische Staatsexamen ab. 1986 wurde er mit einem Thema zur Psychophysik des Schmerzes promoviert. Im Jahre 1992 erfolgte die Habilitation zum Thema Schmerzmessung bei neurologischen Erkrankungen. Er initiierte und gründete 1997 die neurologisch-verhaltensmedizinischen Schmerzklinik Kiel als wissenschaftliches Modellprojekt. Das Behandlungskonzept konzentriert sich auf neurologische Schmerzerkrankungen wie Migräne, chronische Kopfschmerzen und andere Schmerzerkrankungen bei Erkrankungen des Nervensystems. Im Jahre 2021 initiierte er den bundesweit ersten akademischen Masterstudiengang „Master of Migraine and Headache Medicine“ an der Universität Kiel und leitet diesen seitdem. Prof. Göbel hat eine Reihe von renommierten nationalen und internationalen Forschungs- und Medizinpreisen gewonnen. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und des Verdienstordens des Landes Schleswig-Holstein. Neben seiner außerplanmäßigen Professur an der Universität Kiel war er 2002 Gastprofessor an der Jefferson-University Philadelphia, Pennsylvania, USA. Er ist Gutachter unter anderem für verschiedene Einrichtungen des Bundes, die WHO und das Robert-Koch-Institut sowie Herausgeber einer Vielzahl wissenschaftlicher Bücher und Standardwerke zur Schmerztherapie, wissenschaftlicher Zeitschriften und digitaler Gesundheitsanwendungen.

Wie unterstützt Ihre App oder Ihre digitale Anwendung genau die Ärztinnen und Ärzte? Und wie hilft sie die Patientinnen und Patienten oder deren Angehörige?

Die Migräne-App dokumentiert den Verlauf von Migräne und Kopfschmerzen über eine aktive Dateneingabe. Sie meldet zusammengefassten Informationen aus dem Datensatz zurück und unterstützt sowohl Patientinnen und Patienten als auch betreuende Ärztinnen und Ärzte in der Verlaufs- und Erfolgskontrolle, bei der Einhaltung von Therapieregeln sowie bei der Therapieanpassung. Die Migräne-App enthält umfangreiche Report-, Informations- und Selbsthilfe-Tools auf aktuellem Forschungsstand. Umfangreiche wissenschaftliche Analysen bestätigen den Nutzen und die Wirksamkeit.

Es gibt mehrere zentrale Faktoren für die Unterstützung und Effektivität in der Therapiebegleitung in der Zusammenarbeit von Patientinnen und Patienten und Ärztinnen und Ärzten. Zentral ist die Dokumentation von Migräne und Kopfschmerzverlauf durch die App auf der Basis der internationalen Kopfschmerzklassifikation. Diese hilft sowohl den Patientinnen und Patienten als auch den betreuenden Ärztinnen und Ärzten bei der Verlaufs- und Erfolgskontrolle. Anhand der aggregierten Report-, Informations- und Selbsthilfe-Tools lassen sich die Therapieregeln zuverlässig einhalten. Zusätzlich weist die App auf Faktoren hin, die eine Entwicklung des Kopfschmerzes zu dauerhaften Schmerzen (Chronifizierung) begünstigen und unterstützt so, diese zu vermeiden. Mit einem zusätzlichen Signal vermittelt die digitale Anwendung auf dem Smartphone den optimalen Zeitpunkt für die Akutbehandlung der Migräneattacke oder erinnert und belohnt die Patientin oder den Patienten für die Einhaltung der regelmäßigen Therapiemaßnahmen.

Über die aktive Unterstützung der Therapie hinaus vermittelt das Programm Wissen und aktuelle Information über Kopfschmerzen, hilft bei der regionalen und bundesweiten Expertensuche und vernetzt Betroffene national und international zur gegenseitigen Unterstützung.

Was war für Sie der größte Anreiz, an den Testungen durch das Bundesgesundheitsministerium teilzunehmen? Welche Erwartungen hatten Sie und wurden diese erfüllt?

Die Testungen durch das Bundesgesundheitsministerium stellten eine einmalige Gelegenheit dar, die Interaktion an der Schnittstelle zwischen Patientinnen und Patienten und Ärztinnen und Ärzten zu analysieren. Ziel der Migräne-App ist eine bessere Versorgung im professionellen Behandlungsprozess. Genau dieser wurde durch die Testungen abgebildet. Die Zukunftsregion Digitale Gesundheit und das Bundesgesundheitsministerium haben dafür ein ideales Forschungsumfeld geschaffen. Damit wurde digitale Pionierarbeit für die zukünftige Versorgung realisiert. Unsere Erwartungen für Innovation und Anregungen wurden voll erfüllt.

Welche Erkenntnisse aus der ZDG waren für Sie besonders wichtig? Inwieweit fließen sie in die Weiterentwicklung der App ein bzw. inwieweit können Sie diese für Ihre weitere Arbeit nutzen?

Die Migräne-App ist ein professionelles Tool. Sie wurde in der Zusammenarbeit von Kopfschmerzwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, Kopfschmerzspezialistinnen und Kopfschmerzspezialisten, Versorgungsexpertinnen und -experten der Techniker Krankenkasse sowie von Selbsthilfegruppen entwickelt. Sowohl Patientinnen und Patienten als auch Therapeutinnen und Therapeuten müssen in der Anwendung geschult werden, um das umfangreiche interaktive Potential voll in der praktischen Versorgung nutzen zu können. Weiter- und Fortbildung sind daher von großer Relevanz. Das ZDG-Konzept ist dabei vorbildlich. Die interaktive Kooperation aller Beteiligten im Versorgungsgeschehen der ZDG-Testung spielt dabei eine zukunftsweisende Rolle. Wünsche an Funktionen und Detailverbesserungen im Rahmen der Testungen werden wir in Updates der App einfließen lassen. Die Migräne-App wird sich darauf aufbauend mit dem Stand der Forschung weiterentwickeln.

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