Spahn: „Die Freude, Leben zu schenken"

In seinem Namensbeitrag in der Passauer Neuen Presse schreibt Jens Spahn zum Tag der Organspende am 1. Juni, warum die Organspende ein so dringendes Thema ist.

Eine Gesellschaft lebt von der Solidarität der Menschen untereinander. Wer gesund und leistungsfähig ist, möchte andere unterstützen, wenn sie auf Hilfe angewiesen sind. Immer mit der guten Gewissheit, dass man auch selbst Hilfe erfährt, wenn es mal nötig ist.

Es ist ein gutes Gefühl, Teil einer Gesellschaft zu sein, in der nicht jeder nur an sich denkt. Das macht eine Gemeinschaft aus. Eine Organspende ist größtmögliche Solidarität. Man ermöglicht jemand anderem weiterzuleben.

Die große Mehrheit der Deutschen sieht das so und kann sich grundsätzlich vorstellen, Organspender zu sein. Dennoch ist Deutschland Spenden-Schlusslicht in Europa. 10.000 Menschen warten auf ein lebensrettendes Organ. Jeden Tag sterben Menschen, die vergeblich gewartet haben.

Das ist der Hintergrund, vor dem wir derzeit über Verbesserungen bei der Organspende debattieren.  Zahlreiche Versuche, die Spendenbereitschaft auch in Spendenzahlen zu übersetzen, haben nicht den nötigen Fortschritt gebracht. Es ist deshalb an der Zeit, etwas grundsätzlich zu ändern.

Ich werbe nach reiflicher Überlegung für die sogenannte Widerspruchslösung. Andere europäische Länder haben damit gute Erfahrungen gemacht. Der Kern dieses Vorschlags ist: Alle volljährigen Bürger gelten als potenzielle Organspender. Sie werden dreimal angeschrieben und  auf diese Rechtsänderung hingewiesen. Und sie können jederzeit widersprechen. Falls das nicht zu Lebzeiten passiert, werden die Angehörigen nach dem Willen der Verstorbenen gefragt.

Einen Automatismus wird es also nicht geben. Die Organspende bleibt eine freie und persönliche Entscheidung. Die einzige Pflicht wäre, sich Gedanken zu machen. Ich finde, ein „nein“ auszusprechen, ist angesichts der bedrückenden Lage auch in unserer freien Gesellschaft zumutbar.

Von dieser Solidarität wird die ganze Gemeinschaft profitieren. Es ist eine Freude, Leben zu schenken. Und wir alle können irgendwann auf eine Organspende angewiesen sein.

Hinweis
Sehr geehrte Damen und Herren, Sie nutzen leider eine Browser-Version, die nicht länger vom Bundesgesundheitsministerium unterstützt wird. Um das Angebot und alle Funktionen in vollem Umpfang nutzen zu können, aktualisieren Sie bitte ihren Browser auf die letzte Version von Chrome, Firefox, Safari oder Edge. Aus Sicherheitsgründen wird der Internet Explorer nicht unterstützt.