„Wir wollen den Krebs besiegen, indem wir ihn beherrschen”

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Krebsprävention verbessern und die Früherkennung ausbauen.

Krebsbekämpfung: vermeidbare Risiken und neue Vorsorgeprogramme - hier finden Sie die Antworten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf die Fragen von Andreas Herholz, Rhein-Neckar-Zeitung vom 04.02.2019.

Rhein-Neckar-Zeitung: Herr Minister Spahn, Sie sehen gute Chancen, dass Krebs in zehn bis zwanzig Jahren besiegt sein wird. Machen Sie den Menschen da keine falschen Hoffnungen?                                                   

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: Es ist wichtig, dass wir uns große Ziele setzen. Wir haben in den letzten Jahren ungeheure Fortschritte gemacht, weil Forschungsergebnisse schneller vom Labor ans Krankenbett kommen. Das zeigt, dass die Förderung der Bundesregierung wirkt. Das wollen wir weiter ausbauen. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums gehen davon aus, dass sich über ein Drittel der Krebsneuerkrankungen auf Risikofaktoren zurückführen lassen, die wir beeinflussen können: Durch eine gesunde Lebensweise, Verzicht aufs Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum. Deshalb sind Aufklärung und Prävention so wichtig. Auch die Krebsfrüherkennung macht große Fortschritte. Wir weiten jetzt das Darmkrebsscreening aus, nächstes Jahr kommt ein Screening zu Gebärmutterhalskrebs. Jetzt müssen wir dafür werben, dass die Deutschen auch hingehen und diese Angebote nutzen. Wir wollen den Krebs besiegen, indem wir ihn beherrschen. Das wird nicht leicht. Aber gerade deshalb müssen wir es mutig und ambitioniert versuchen.

Experten vom Deutschen Krebszentrum sind deutlich pessimistischer, gehen davon aus, das sich die Zahl der neuen Krebserkrankungen bis 2030 auf bis zu 600 000 pro Jahr weiter erhöhen wird. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hält ihre Prognose für „unverantwortlich“. Wie reagieren Sie auf die Kritik? 

Krebs ist eine der größten Geißeln unserer alternden Bevölkerung. Und genau deswegen sollten wir alles daran setzen, künftige Risiken zu minimieren. Beispiel Rauchen: Ein Fünftel der Krebserkrankungen lassen sich alleine aufs Rauchen zurückführen. Rauchen erhöht etwa das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, massiv. Die Raucherquote bei Jugendlichen ist stark zurückgegangen, das ist ein echter Erfolg. Und wer hätte bis vor kurzem gedacht, dass es eine Impfung geben könnte, die vor Krebs schützt? Die HPV-Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs und deswegen werbe ich dafür, alle Jugendlichen in Deutschland zu impfen und diesen Virus auszurotten. Von solchen Impfungen brauchen wir mehr. Ich sehe in der Krebsprävention und -behandlung Parallelen zu den Fortschritten bei HIV: Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass die Lebenserwartung mit einer gut behandelten HIV-Infektion so hoch sein kann wie ohne Infektion? Dank erfolgreicher Präventionsarbeit gehört Deutschland zu den Ländern mit den niedrigsten HIV-Neuinfektionsraten weltweit. Das gibt doch Zuversicht, dass wir einen Unterschied machen können.

Gemeinsam mit dem Deutschen Krebszentrum und der Krebshilfe hat die Bundesregierung die „Nationale Dekade gegen Krebs“ ausgerufen. Wie wollen Sie den Kampf gegen die Krankheit wirksamer bekämpfen?

Wir haben mit dem Nationalen Krebsplan schon viel erreicht, darauf bauen wir jetzt auf. Ein Ziel ist es, Wissenschaft und Patientenversorgung besser zu verzahnen. Forschungsergebnisse müssen noch schneller in der Therapie und in der breiten Versorgung ankommen. In der Behandlung krebskranker Kinder ist das schon gut gelungen. Wir werden außerdem die Früherkennung weiter ausbauen. Die Digitalisierung wird dabei helfen, große Datenmengen auszuwerten und für die Krebsbehandlung zu nutzen. In der Nationalen Dekade gegen Krebs haben sich viele Akteure aus der Wissenschaft, der Politik, der Industrie und der Selbsthilfe versammelt, damit haben wir eine schlagkräftige Allianz gegen Krebs.

Ist das angesichts der Herausforderung nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Es ist jedenfalls eine entscheidende Voraussetzung für künftigen Erfolg. 

Der Weltkrebstag findet jedes Jahr am 4. Februar statt. Was kann ein solches Datum, ein solcher Tag bewirken?

Der Weltkrebstag sorgt für Aufmerksamkeit. Wir nehmen die Patienten und ihr Leiden in den Blick. Wir schauen auf die Fortschritte in Forschung und Behandlung und wollen mehr davon. Und wir werben für Aufklärung und Prävention. Auf letzterer liegt beim diesjährigen Weltkrebstag der Schwerpunkt.

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