Was sind die wichtigsten Inhalte der Digitalisierungsstrategie?
In unserer gemeinsamen Vision ermöglicht die Digitalisierung in der Gesundheits- und Pflegeversorgung ein gesünderes und längeres Leben für alle. Außerdem macht sie die medizinische und pflegerische Versorgung qualitativ besser und effizienter.
Mit der Digitalisierung sollen Bürgerinnen und Bürger dazu befähigt werden, eine aktivere Rolle im Gesundheits- und Pflegewesen einnehmen zu können, indem sie selbstbestimmt und informiert handeln und entscheiden. Alle Versicherten sowie An- und Zugehörigen sollen in die Lage versetzt werden, ihren Weg in einer digital unterstützten Gesundheits- und Pflegeversorgung aktiv mitgestalten zu können. Sie sollen für sie relevante Informationen erhalten, bewerten und verstehen sowie diese an Leistungserbringer übermitteln können.
Die Strategie verfolgt insbesondere folgende Ziele:
- Konsequente Ausrichtung auf Menschen, Patientensouveränität und Begeisterung
- Verbesserung der Versorgungsqualität
- Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Effizienz
Um diese Ziele zu erreichen, wurden drei zentrale Handlungsfelder für die digitale Transformation im Gesundheits- und Pflegewesen identifiziert:
Digital unterstützte Versorgungsprozesse
Durch die stärkere Nutzung digitaler Möglichkeiten werden Versorgungs- und Verwaltungsprozesse im Gesundheitswesen und in der Pflege verbessert und grundsätzlich neu ausgerichtet. Ziel der Digitalisierungsstrategie ist es vor diesem Hintergrund, bedarfsorientierte, effiziente Prozesse zu etablieren, die eine optimale digitale Unterstützung gewährleisten.
Dabei soll insbesondere Folgendes erreicht werden:
- Digital unterstützte und rein analoge Versorgungsprozesse sollen zunächst gleichberechtigt zum Einsatz kommen, wenn sie gleichermaßen geeignet sind und gleichwertige Ergebnisse generieren. Doppelversorgung soll konsequent vermieden werden. Dabei soll das Prinzip der Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden.
- Versorgungs- und Verwaltungsprozesse werden digitalisiert. Versicherte sollen in allen Lebenssituationen von digital unterstützten Versorgungs- und Verwaltungsprozessen profitieren können, auch dann, wenn die individuelle Digitalkompetenz eingeschränkt ist. Für Versicherte mit besonderen Bedürfnissen werden angemessene Regelungen geschaffen.
- Versorgungsprozesse sollen aus der Perspektive derjenigen gedacht werden, die versorgt werden. Gleichzeitig müssen die Bedarfe der Leistungserbringer (Stichworte Nutzerfreundlichkeit und Informationssicherheit) berücksichtigt werden. Digital unterstützte Prozesse sollen unter Einbeziehung beider Gruppen entwickelt werden.
- Damit digitale Lösungen optimal genutzt werden können, wird die digitale Gesundheitskompetenz sowie die digitale Transformationskompetenz aller Beteiligten gestärkt und es werden dafür erforderliche Angebote geschaffen.
Maßnahmen (Stand 2023)
Nutzung von Gesundheitsdaten
Daten sollen dazu beitragen, in der Versorgung wie auch in der gesundheitspolitischen Steuerung fundiertere bzw. informiertere Entscheidungen zu treffen. Auch die Forschung sowie Bürgerinnen und Bürger sollen von Gesundheitsdaten profitieren. Außerdem soll das deutsche Gesundheits- und Pflegewesen mit dem entstehenden Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) verknüpft werden, um eine gute Versorgung und Forschung auch über Grenzen hinweg zu ermöglichen.
Dabei soll insbesondere Folgendes erreicht werden:
- Wir wollen die Qualität der Gesundheits- und Pflegedaten, die in der Versorgung generiert werden, sukzessive verbessern und besser nutzbar machen.
- Wir ermöglichen einen unmittelbaren und sicheren Zugang der Versicherten zu ihren persönlichen Gesundheits- und Pflegedaten sowie eine niedrigschwellige Nutzung, um die individuelle Versorgung zu unterstützen und zu verbessern. Dies umfasst auch das Recht der Versicherten, ihre individuellen Daten unkompliziert – auch mithilfe Dritter – einsehen zu können.
- Jede und jeder erhält die Möglichkeit, souverän und barrierefrei über die Nutzung der eigenen Behandlungs-, Gesundheits- und Pflegedaten zu entscheiden. Hierbei wird auch eine informierte Entscheidung gegen die Nutzung, zum Beispiel im Zusammenhang mit der ePA, ermöglicht und gleichzeitig über die Folgen der Nichtnutzung informiert.
Wir stellen die Verfügbarkeit und Verknüpfbarkeit von Daten aus unterschiedlichen Quellen sicher. Dazu zählen unter anderem Abrechnungsdaten, Versorgungsdaten aus der ePA sowie Studien-, Genom- und/oder Registerdaten. Damit fördern wir zum Beispiel den Erkenntnisgewinn zur Bekämpfung von Gesundheitsgefahren wie Pandemien, ermöglichen präventives und prädiktives Handeln durch personalisierte Medizin und heben die Forschungsdatenlandschaft auf eine neue Stufe. Hierdurch werden die Patientensicherheit und Behandlungsqualität sowie die Effizienz des Ressourceneinsatzes im Gesundheits- und Pflegewesen und im Öffentlichen Gesundheitsdienst gesteigert. Indem wir sowohl für die öffentliche als auch für die private Forschung einen sicheren Datenzugriff ermöglichen, stärken wir Deutschlands Rolle als führenden Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. - Wir fördern die Bereitstellung repräsentativer Daten für die Forschung sowie die Entwicklung und Nutzung datenbasierter Technologien, um Versorgungs- und Verwaltungsprozesse im Gesundheits- und Pflegewesen zielgerichteter zu unterstützen und die Orientierung am Menschen bei Forschung, Entwicklung und Anwendung zu stärken, zum Beispiel durch die Anwendung von KI zur Unterstützung der Früherkennung von Krankheiten oder durch die frühzeitige Identifizierung von Komplikationen im Krankheits- und Pflegeverlauf, im Sinne einer personalisierten Medizin und Pflege.
Damit diese Ziele erreicht werden können, müssen die verwendeten Daten eine hohe Qualität aufweisen und in strukturierter Form zur Verfügung stehen.
Maßnahmen (Stand 2023)
Nutzenorientierte Technologien und Anwendungen
Innovative digitale Technologien und Anwendungen können dazu beitragen, Krankheiten vorzubeugen, sie besser zu behandeln oder auch Gesundheit wiederherzustellen. Pflegebedürftigen Menschen kann ein möglichst selbständiges Leben ermöglicht werden, pflegende An- und Zugehörige sowie Pflegende werden entlastet.
Dabei soll insbesondere Folgendes erreicht werden:
- Die elektronische Patientenakte (ePA), in der alle persönlichen Gesundheitsdaten digital gespeichert werden, wird zu einer Plattform weiterentwickelt, in der Mehrwertdienste, z.B. ein automatischer Wechselwirkungs-Check für Medikamente, genutzt werden können.
- Digitale Anwendungen werden so vernetzt, dass Daten problemlos ausgetauscht werden können, so dass z.B. MRT-Bilder oder andere Untersuchungsergebnisse direkt nach der Untersuchung durch den behandelnden Leistungserbringer eingesehen werden können.
- Bei der Entwicklung digitaler Anwendungen werden betroffene Personengruppen frühzeitig mit eingebunden, um so die Qualität und Akzeptanz der Anwendungen zu verbessern.
- Bei der Nutzung und Entwicklung von digitalen Anwendungen und Technologien werden Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt, z.B. in Bezug auf den Energieverbrauch.
Maßnahmen (Stand 2023)
Weitere Informationen
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Übersicht: Digitalisierung im Gesundheitswesen
Für die erfolgreiche Weiterentwicklung unserer Gesundheitsversorgung ist das Vorantreiben der Digitalisierung die zentrale Voraussetzung. Hier finden Sie alle Themen des BMG zur digitalen Transformation.
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Digitalisierungsstrategie
Das BMG hat gemeinsam mit zahlreichen Akteuren eine Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege erarbeitet. Hier gelangen Sie zum Überblick.