Gesundheitswirtschaft im Überblick
Zur Leistungsfähigkeit der Gesundheitswirtschaft tragen viele Akteure bei. Der Kernbereich, auch erster Gesundheitsmarkt genannt, umfasst den Bereich der "klassischen" Gesundheitsversorgung, die größtenteils durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die private Krankenversicherung (PKV) einschließlich Pflegeversicherung finanziert werden.
Als zweiter Gesundheitsmarkt werden privat finanzierten Produkte und Dienstleistungen rund um die Gesundheit bezeichnet. Dabei ist die Zuordnung, welche Waren und Dienstleistungen einen Bezug zur Gesundheit aufweisen, nicht klar definiert und teilweise umstritten. Der zweite Gesundheitsmarkt umfasst nach allgemeinem Verständnis freiverkäufliche Arzneimittel und individuelle Gesundheitsleistungen, Fitness und Wellness, Gesundheitstourismus sowie – zum Teil – die Bereiche Sport/Freizeit, Ernährung und Wohnen.
Alternativ wird die Gesundheitswirtschaft auch nach drei Teilbereichen unterschieden:
Der größte Teilbereich ist die medizinische Versorgung. Dieser umfasst unter anderem die Krankenhäuser, Praxen oder Pflegeeinrichtungen. Hier entsteht über 50 Prozent der Wertschöpfung der Gesundheitswirtschaft und über 60 Prozent der Erwerbstätigen sind diesem Bereich zuzuordnen.
Ein weiterer Teilbereich ist die industrielle Gesundheitswirtschaft (iGW). Umfasst sind hier Waren wie Humanarzneimittel, Medizinprodukte und Medizintechnik, aber auch Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Unternehmen oder digitale Anwendungen. Die iGW ist zwar wesentlich kleiner als die medizinische Versorgung, der Teilbereich zeichnet sich jedoch durch seine hohe Wertschöpfung pro Kopf aus.
Mit nur 13,6 Prozent der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft erreicht die iGW einen Anteil von 21 Prozent der Bruttowertschöpfung der Branche.
Die restlichen Gütergruppen bzw. Leistungen werden als weitere Teilbereiche der Gesundheitswirtschaft zusammengefasst. Hier sind zum Beispiel Waren zur eigenständigen Gesundheitsversorgung oder Sport-, Wellness- Tourismusdienstleistungen erfasst. Auf die weiteren Teilbereiche entfallen jeweils knapp ein Viertel der Bruttowertschöpfung und der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft.
Außenwirtschaft
Im Jahr 2024 betrugen die Exporte der deutschen Gesundheitswirtschaft über 175,1 Milliarden Euro – und damit 9,6 Prozent der Gesamtexporte. Vor allem die industrielle Gesundheitswirtschaft prägt den Außenhandel mit 160,2 Milliarden Euro und somit über 90 Prozent der Gesamtexporte der Gesundheitswirtschaft. Humanarzneimittel, Medizintechnik und Medizinprodukte machen mehr als drei Viertel der Exporte der Gesundheitswirtschaft aus. In den letzten zehn Jahren wuchsen die Exporte der Gesundheitswirtschaft um durchschnittlich 5,7 Prozent pro Jahr.
Die Unternehmen der Gesundheitswirtschaft sind im Export gut positioniert, wobei die die geopolitischen Entwicklungen der letzten Zeit die Unternehmen vor neue Herausforderungen stellen.
Perspektiven der Gesundheitswirtschaft
Die demografische Entwicklung in Deutschland, der medizinisch-technische Fortschritt und das wachsende Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung führen zu einer zusätzlichen Nachfrage an herkömmlichen professionellen Dienstleistungen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Betreuung, aber auch an Produkten und Dienstleistungen des zweiten Gesundheitsmarktes.
Gleichzeitig stellt der demografische Wandel aber auch ein Risiko in Form eines wachsenden Fachkräftemangels dar.
Die Gesundheitswirtschaft ist eine Hightech-Branche und ein Wachstumstreiber am Innovationsstandort Deutschland. Die industrielle Gesundheitswirtschaft trägt dabei zur positiven Entwicklung der gesamten Branche bei. Die überdurchschnittlichen Wachstumsraten im Bereich Digital Health mit wesentlichen Ausstrahleffekten auf die Gesamtwirtschaft, aber auch der Pharmaindustrie verdeutlichen das Potential für weiteres Wachstum. Gefördert wird dieser Prozess durch Clusterbildung: Es entstehen Synergieeffekte, wenn in der Nähe bereits bestehender Standorte neue entstehen, weil der neue Standort von dort unterstützt werden kann und bewährte Lieferanten zum Zug kommen.
Die gezielte Förderung der Forschung und Entwicklung (F&E) der industriellen Gesundheitswirtschaft (iGW) hat nicht nur unmittelbar positive Auswirkungen auf Beschäftigung innerhalb der Branche, sondern wirkt sich auch auf die gesamte Wirtschaft sowie deren Produktionskraft im internationalen Vergleich aus. Hinzu kommt ihr gesellschaftlicher Nutzen, die Gesunderhaltung der Bevölkerung, der durch die Entwicklung innovativer Produkte ermöglicht und vorangetrieben wird. Die Pharmaindustrie ist eine der forschungsintensivsten Branchen am Standort Deutschland.
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Bedeutung der Gesundheitswirtschaft
Die deutsche Gesundheitswirtschaft hat eine erhebliche ökonomische Bedeutung für den Standort Deutschland.